Eine Antwort auf die Frage, wie die westlichen Industrienationen ihre Schuldenkrise bewältigen könnten, ist der so genannte Schuldenschnitt. Diesen fordert zum Beispiel Daniel Steltner, Partner der Unternehmensberatung Boston Consulting Croup, für die gesamte Weltwirtschaft. Wenn die verschuldeten Staaten einfach einen Teil ihrer Schulden nicht zurückzahlen würden, wäre seiner Meinung nach das Schuldenproblem gelöst. Doch so verlockend sich der Plan anhört so gefährlich ist er auch. Denn die Schulden sind nur ein Teil des Problems. Ein Staat, der Schulden macht, leiht sich Geld, bei den heimischen Banken, bei seinen Bürgern, bei ausländischen Banken und ausländischen Bürgern. Jedem Schuldeneuro eines Staates steht derselbe Betrag an Forderungen der Gläubiger gegenüber.
Das Anheizen der Inflation ist ein beliebter Weg aus der Schuldenkrise
Die Schulden des Staates sind also das Vermögen der Privatleute. Daraus ergibt sich, dass automatisch Vermögen vernichtet wird, wenn es zu einem Schuldenschnitt kommt und der Wert der Staatsanleihen sinkt. Für das globale Finanzsystem könnte der gleichzeitige Schuldenschnitt mehrerer Staaten den totalen Zusammenbruch bedeuten. Banken und Versicherungen würden Pleite gehen, die reale Wirtschaft in einer Rezession versinken. Alle Bürger wären vom finanziellen Kollaps betroffen.
Ein zweiter gangbarer Weg aus der Schuldenkrise wäre die Ankurbelung der Inflation. Im Kampf gegen die Staatschulden ist die Geldentwertung schon immer ein beliebtes Mittel gewesen. Wenn die Preise steigen, erhöhen sich auch die Einkommen und die Steuereinnahmen, auch wenn das viele Geld kaum Wert besitzt. Die Höhe der aufgenommenen Schulden bleibt dabei allerdings konstant und so eines Tages beherrschbar. Der amerikanisch Ökonom Kenneth Rogoff glaubt, dass eine Inflationsrate von vier bis sechs Prozent ausreichen würde, um die Schulden in den Griff zu bekommen.
Wachstum ist der Königsweg aus der Finanzkrise
Eine weitere Alternative sich aus dem Schuldenloch zu befreien ist das Sparen. Griechenland, Irland, Portugal, Italien und Spanien kürzen ihre Ausgaben und heben die Steuern an. Die Regierung haben bei dieser Variante den Vorteil, genau auswählen zu können, welche gesellschaftliche Gruppen sie belasten wollen. Das Problem dabei ist, dass der Staat selbst ein wichtiger Wirtschaftsfaktor ist. Wenn der Staat nicht mehr investiert und Angestellte entlässt, bremst er die Konjunktur. Die Steuereinnahmen gehen zurück, die Zahl der Arbeitslosen steigt, der Schuldenberg wächst weiter.
Ein weiterer Weg aus der Finanzkrise ist das Wirtschaftswachstum. Denn wenn die Wirtschaft boomt, müssen die Staaten ihre Schulden nicht mühsam abstottern. Denn ob ein Staat seine Schulden abbauen kann, hängt nicht von der Höhe der Verbindlichkeiten ab, sondern von ihrem Verhältnis zur Leistungskraft einer Wirtschaft. Denn je größer eine Wirtschaft, desto mehr Steuern nimmt ein Staat ein. Wachstum gilt für viele Ökonomen als der Königsweg aus der Finanzkrise, denn niemand muss verzichten. Der einzige der leidet, ist möglicherweise die Umwelt. Doch wie die aktuelle Krise deutlich zeigt, ist es nicht leicht einen dauerhaften wirtschaftlichen Aufschwung zu erzeugen. Keine zwei Jahre nach der großen Weltwirtschaftskrise droht die nächste Rezession.
Von Hans Klumbies