Den weltweiten Siegeszug der würzigen Tomatensauce, sprich Ketchup, führte Henry John Heinz an, ein Amerikaner mit deutschen Vorfahren, der vor 140 Jahren das Rezept des „Tomato-Ketchup“ erfand. Damals stellte er erstmals in der kleinen dunklen Küche seiner Mutter die Zutaten für eine Sauce zusammen, die ihren Siegeszug um die Welt antreten sollte. Heute ist die Marke „Heinz“ überall bekannt, sie ist quasi zu einem Synonym für Ketchup geworden. Wirtschaftsexperten schätzen allein den Wert der Marke auf mindestens 2,5 Milliarden Dollar. Das Unternehmen Heinz ist einer der weltweit bekanntesten Lebensmittelkonzerne mit einem Jahresumsatz von knapp über 10 Milliarden Dollar und rund 32.000 Beschäftigten.
Henry John Heinz war einer der Pioniere der Lebensmittelindustrie
650 Millionen Flaschen Tomatenketchup verkauft das Unternehmen Heinz pro Jahr. Die gesamte Palette der Lebensmittel, die der Konzern produziert, geht inzwischen weit über 1.000 Produkte hinaus. Der Firmengründer Henry John Heinz gilt als Vorreiter der modernen industriellen Lebensmittelfertigung. Auch als Menschenfreund und sozialer Wohltäter machte sich der Unternehmer einen guten Namen.
Zuerst einmal führte er in seinen Fabrikhallen eine strikte Arbeitsteilung ein. Ebenso wichtig waren für Henry John Heinz die hohen Standards an Qualität und Hygiene in seinen Werken. Seine Arbeiterinnen erhielten täglich frische Schürzen und Hauben. Vor Arbeitsbeginn wurden sogar ihre Fingernägel gereinigt. Die Angestellten durften ihre Pausen in Ruheräumen und Parks verbringen, die der Fabrikant für sie bauen ließ. Zur damaligen Zeit war er mit seinen Ansprüchen ein absoluter Pionier in der Lebensmittelbranche.
Teddy Roosevelt erlässt in den USA Lebensmittelgesetze
Damals gab es in den Vereinigten Staaten von Amerika keine Lebensmittelgesetzte, die den Verbraucher vor Krankheitserregern oder Schlimmeren in industriell gefertigten Lebensmitteln geschützt hätte. Der Verzehr von Fertigmahlzeiten konnte im schlimmsten Fall zum Tode führen. Sie konnten hochgiftige Beimischungen enthalten. Zutaten wie Holzspäne, um die Masse des Fertiggerichts zu vergrößern, könnte man im Vergleich dazu schon als nahezu harmlos bezeichnen.
Weil Henry John Heinz die Missstände in der Lebensmittelindustrie öffentlich machte, machte er sich viele Feinde, nicht nur bei den anderen Lebensmittelproduzenten. Seine Produkte wurden boykottiert, wodurch sein Umsatz dramatisch zurückging. Als Präsident Teddy Roosevelt endlich der Nahrungsmittelindustrie durch Lebensmittelgesetze strenge Auflagen machte, florierte das Geschäft von Henry John Heinz wieder, da viele seiner Konkurrenten die Vorschriften nicht erfüllen konnten und ihre Werkshallen schließen mussten.
Noch heute trägt der „Tomato-Ketchup“ 25 Prozent vom Gesamtumsatz des Lebensmittelkonzerns Heinz bei. Der Werbespruch „57 Varieties“, mit der Henry John Heinz auf die Vielfältigkeit seiner Tomatensauce hinwies, erwies sich als einer der größten Erfolge des Marketings in der langen Geschichte der Reklame.
Von Hans Klumbies